Also gut, ein neues Arbeitsblatt … und zwei neue Buchstaben. Das e und das s.

Wir sind jetzt bei 4 Vokalen und 5 Konsonanten gelandet. a e i o /n m l s t - 9 Buchstaben

na ne ni no ma me mi mo la le li lo sa se si so ta te ti to samt Umkehrung an en in on am em im om al el il ol as es is os at et it ot - 20 Silben. Und man staunt dann doch, wie viel mehr Möglichkeiten der Wortfindungen man allein durch diese beiden neuen Buchstaben bekommt. Ich bastle mal drauflos. Sinnfrei. 😎

Neu: Alle Wörter sind jetzt schon lesbar. Die Grundidee heißt jetzt einmal: Am Ende rhythmisch lesen. Erst ganz langsam beginnen, dann steigern. Viervierteltakt. Ausprobieren. Experimentieren. Entwicklungsorientierte Bildung im Gepäck. Das Ziel heißt flüssig und ohne jegliche Anstrengung lesen können. Weil ohne Anstrengung lesen können der zentrale Schlüssel für stressfreie Schule ist. Weil flüssig und ohne Anstrengung lesen freien Zugang zu Textaufgaben aller Art in allen Schulfächern verschafft. Ein echtes Problem für sehr viele Schüler:innen bis zum Schulabschluss. Deshalb lohnt es sich, hier sehr früh und intensiv alles auszuprobieren, was helfen könnte. Meine eigene Erfahrung mit Lernliedern bei meinen früheren Physik-Abiturient:innen heißt: 10 bis 20% waren so musikaffin, dass sie über Melodien und Reime die stabilen Eselsbrücken zu den wesentlichen Formeln bauen konnten und diese Methode erfolgreich nutzten. Mit Grundschüler:innen habe ich natürlich keinerlei Erfahrung. Diese Seiten entstehen ja deshalb auch im Labor der Otto Kraz. :-)  

Im | Salat |ist ne | Salami

Tante | Lola | ist so | satt

Alle | Enten | im Tsu | nami

Lila | Lilo | isst | Salat

Ninas | Mantel | ist am | Mast

Total | nass ist | meine | Ente

Simons | Lama | isst nen | Ast

Nette | Nase | mit Ta | lente

Esel | Otto

Totto | Lotto

Meine | Mami

isst | Salami

Und wie bisher. Ausdrucken. Rhythmus anhören … dann mit Blatt auf die Wörter zeigen … dann leise mitlesen ... dann versuchen, mitzusprechen, und wenn es am Anfang nur ein paar wenige Wörter sind ... das Ziel: Am Ende alles mitsprechen können. Reine Trainingssache ... aber leider ist dieses Training nicht von vorne herein so spaßig wie Fußball, wenn man gerne Fußball spielt. Deshalb muss Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn immer und immer wieder klar sein, warum sich diese Anstrengung fett lohnt.

Ich muss einmal als alter Schulmeister etwas zum Lernen allgemein sagen.

1. Schüler:innen sind ganz normale Menschen, nur eben noch ganz junge !!!!!!

2. Deshalb muss man nur in sich selbst hineinfühlen, um zu verstehen, wann Lernen nicht funktioniert: Wenn man sich abgehängt fühlt. 

3. Daher ist es einfach so wichtig, von Anfang an darauf zu achten, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter immer das Gefühl hat, am Ball zu sein. Nicht abgehängt zu sein. Nicht täglich hinterher zu laufen. Sondern vorne auf der Welle zu stehen. Nicht ganz vorne. Das stresst nur. Und wenn 90% der Klasse flüssig lesen können, dann muss man einfach zu den 90% gehören, damit man nicht tagtäglich Frust erlebt und Schule dann ganz schnell blöd findet. Im Moment ist beim flüssig lesen noch alles machbar. Noch gibt es kein normales Lesen. Noch haben die meisten Mitschüler:innen die üblíchen Wortfindungsschwierigkeiten. Noch kann durch Üben hoch zwei die riesig große Motivation am Kochen gehalten werden, die ein:e Erstklässler:in üblicherweise hat.  Aber eben nur vorne auf der Welle.

Aus meiner früheren Praxis muss ich auch eines einmal erzählen. In jeder Klasse gibt es gelangweilte Schüler:innen, die unterfordert sind und sich genau deshalb abhängen lassen. Sie könnten es ja hier einmal ausprobieren. Mit a e i o /n m l s t  gibt es viele, viele Wörter ... ich habe mit Hilfe von buchstaben.com über 350 Wörter herausgesucht, die ein:e junge:r Leser:in schon allein mit diesen 9 Buchstaben lesen könnte ... wenn er/sie es lesen wollte. Die Motivation dafür könnte aus einer Art Herausforderung für manche Kinder sein.

Wir stecken in einem Experiment. Also Ausprobieren angesagt. Trial and Error. Entwicklungsorientierte Lernmethoden. Das Ziel immer im Auge ... aber der Weg muss immer wieder neu angepasst werden. Individuell, weil wir Menschen uns unterschiedlich entwickeln ... Also Ausdrucken, in die Hand drücken, vorlesen lassen. Ich habe jetzt auf alles Fälle viele neue Wörter für Sinnfreiliedlein. 

Also immer gerne Rückmeldungen an otto.kraz@aufeigenefaust.com .... Keine Ahnung, ob mein 71jähriger gymnasialer Schulentwicklungsschulmeisterkopf sinnvolle Ideen raushaut. Alte Menschen sollte man mit ihrer Erfahrung einbeziehen, aber auch gegen das Schienbein stoßen, wenn sie nicht mehr genau in die Zeit passen. Ich bin allerdings sehr davon überzeugt, dass ein großer Teil meiner Ideen noch ziemlich aktuell sind .. die EXPO2000 lässt grüßen ... damals waren unsere Vorstellungen es noch reine Zukunftsmusik. Ein Vierteljahrhundert später sind sie in der Gegenwart angekommen.

Dieses Experiment ist entwicklungsorientiert. Und bezieht alle Leser:innen mit ein, so sie Lust haben, sich zu beteiligen. Ich habe einmal mit den inzwischen bekannten Wörtern ein Sinnfrei-Liedlein zusammengebastelt, das ich in den nächsten Tagen vertonen werde. Wer Akkorde dazu liefern will, gerne schicken an otto.kraz@aufeigenefaust.com

Die Idee: Einfach Musik ablaufen lassen und den ausgedruckten Text Ihrem Kind in die Hand geben ... Es soll mitlesen, mehr nicht am Anfang. Weil es ja nun überhaupt keine Lesepause gibt. Alle Wörter sind buchstabenmäßig bekannt. Aber das Gehirn kann natürlich locker bei den wachsenden Geschwindigkeiten mitlesen und dabei die Wörter lernen ... und klar, wenn das Liedlein mal im Kopf ist, dann natürlich auch mitsingen angesagt. Und heftig staunen darüber, wie viele Wörter man nun schon nach knapp 3 Monaten lesen kann. Chapeau, Chapeau. 

Vielleicht ja auch so - mit Schlagzeug.

Zur Erläuterung. Die schon lesbaren Wörter der Sinnfreitexte sind einfach aus den oberen 350 Wörtern herausgenommen und zusammengeschraubt. Ohne Rücksicht auf Sinnverluste. Wo kein Sinn ist, kann er ja auch nicht verlustig gehen. Melodien und Reime prägen sich ein … das ist die Trägersubstanz für das flüssige Mitlesen und dann auch Mitsingen. Eselsbrücken bauen und singend üben, üben, üben. Ein Gehirn lässt sich nicht davon überzeugen, dass es flüssig lesen sollte, ein Gehirn muss darin leider unglaublich lange trainiert werden, bis die Sache am Ende zum Kinderspiel wird. Am Anfang ist es mühsam ... und für manche Kinder sehr, sehr mühsam. Deshalb: Vielleicht können Liedlein helfen. Aus entwicklungsorientierter Bildungssicht gilt natürlich immer: Die jungen Leser:innen müssen wissen, warum dieses Experiment Sinn macht. Immerhin sind die Texte sinnfrei :-)

Ist schon Liedlein 11 - nicht verwirren lassen.

Dieselben Akkorde, aber etwas schneller. Zumindest zum Mitlesen und drauf zeigen für den Anfang. Dann steigern. Leise mitsingen, lauter mitsingen. Wichtig aber ist: Das Mitsingen MUSS immer gekoppelt sein mit dem Mitlesen auf dem ausgedruckten Blatt. Einfach nur Anhören und mitsingen bringt für das klare und erreichbare Ziel, in ein paar Monaten die Sache mit dem flüssig Lesen abhaken zu können, gar nichts. Lesen üben hoch zehn heißt die Ansage. Eine Million Schritte bis ein kleiner Mensch einigermaßen sicher laufen kann. Viele Millionen Worte, bis der etwas größere Mensch flüssig und locker vom Hocker lesen kann.
Eine klare Ansage an alle hier versammelten Mamas und Papas: Sie werden sich selbst später aber sowas von dankbar sein, wenn Sie alles versuchen, diese Schlüsselqualifikation im wahrsten Sinne des „Schlüssels für das Aufschließen“ der vielen Wissensbereiche des Lebens früh und intensiv zu fördern. Später wird es immer schwieriger, weil dann die vielen riesig tollen, spannenden, gut aufbereiteten Filme und Computerspiele auf uns Menschen warten und mal ganz ehrlich: Wenn das Lesen eines Buches nur mit dauernder Kraftanstrengung zu leisten ist, dann ist unser Gehirn nicht dafür geschaffen, aus reiner Überzeugung, dass etwas Sinn macht, Üben hoch zehn auf sich zu nehmen. Dann wird das Lesen üben erst dann wieder auf den Plan treten, wenn es beruflich nicht anders geht oder wenn man seinen eigenen Kindern vorlesen will. Dann hat man eine echte Chance verpasst.

Zum Trost für alle Eltern, deren Kinder mit einer Lese-Rechtschreibschwäche in die Welt gekommen sind: Es ist gemein, aber wenn es so ist, ist es so. Dann geht es um die Stärkung des Selbstbewusstseins. Ich habe selbst viele starke Abiturient:innen zum Physik-Abitur begleitet, die dann später ihre Lese-Rechtschreibschwäche locker in den erfolgreiches Berufsleben eingebaut haben. Schule geht heute darauf ein … immerhin: Wir brauchen alle klugen Köpfe für die Zukunft. Nicht nur die, die locker flockig lesen können. 😎😎

Aber jetzt erst einmal die Chance nutzen, früh flüssig lesen zu lernen.

Der Text zum Liedlein

Fortsetzung folgt