QR-agil … unbürokratisch, kreativ, sofort

Im Moment kommen Hunderttausende ukrainische Schulkinder in Europa an.

Ursprünglich wollte ich aufbauend auf meinen letzten Blogbeitrag von der Weiterentwicklung der sprechenden Physikmagazine schreiben. Weil ich doch inzwischen noch die QR-Code-Möglichkeit eingesetzt habe und dann sehr einfach mit Hilfe von epubli.de auch Magazine ausdrucken lassen kann. Eigentlich eine Weiterbildungsidee für unsere Hochschule für agile Bildung in Zürich. Aber eigentlich auch direkt umsetzbar für ukrainische Schulkinder?

Denn ja, diese QR-Code-Technik kann jede:r ganz leicht einsetzen. Das funktioniert auch für Arbeitsblätter. Man kann Arbeitsblätter „zum Sprechen“ bringen und damit den Lernenden die Möglichkeit eröffnen, zeitlich unabhängig von der Lehrperson zu lernen. Und als Lehrperson bekommt man damit die Möglichkeit, leistungsstarke Schüler:innen mit agilen Ansätzen „von der Pädagogenleine“ zu lassen. Um sie später wieder als „Lehr-Assistent:innen“ einzubeziehen. Ich ziehe übrigens vor epubli den Hut, weil man einerseits schnell Hefte online und kostenlos als pdf zur Verfügung stellen, aber auch gleichzeitig denselben Inhalt „on demand“ als gedrucktes Magazin bzw Workbook bestellen kann. Mehr dazu unter aufeigenefaust.com/physik/

Jetzt blogge und spinne ich mit dieser Grundidee gleich einmal weiter.

Im Moment fliehen Hunderttausende aus der Ukraine. Darunter viele Schulkindern… Sie könnten zu einer sehr starken Generation heranwachsen. Der ungeheure Mut ihres eigenen Volkes könnte sie lebenslang tragen. Könnte. Sie wurden brutalst aus dem laufenden Schuljahr herausgerissen, sind aktuell entwurzelt und brauchen dringend wieder Schule. Jetzt. Sofort. Überall. Und zwar starke Schule. Ukrainische Schule. Nicht die Schule des aktuellen Aufenthaltslandes. Nicht deutsche Schule mit deutschen Inhalten. Aber wie?

Ukrainisch sprechenden Blätter

Ich stelle hier eine grobe Konzeptskizze in den Raum – vielleicht kann ich eine Behörde „infizieren“, die mit ukrainisch schutzsuchenden Schulkindern zu tun hat. Vielleicht auch eine Aktivgruppe, die gut vernetzt arbeitet.

Spiegel-Online titelt heute: Bildungsministerin Stark-Watzinger: „Aus der Ukraine geflüchtete Lehrkräfte sollen an deutschen Schulen helfen.“ Vielleicht ist das ja die richtige Behörde.

Eine Behörde, die sich fragt, wie sie für diese Kinder Schule schnell und effektiv organisieren kann. Es muss darum gehen, dass ukrainische Schulkinder umgehend weiter „normale“ Schule „besuchen“. Das funktioniert natürlich nur mit ungewöhnlichen Ansätzen. Angepasst an die aktuellen Möglichkeiten … und ausgestattet mit Smartphones. Die Schulräume könnten auch Gaststätten sein, die morgens nicht benutzt werden. Da wäre schon die Versorgung geklärt. Ukrainische Betreuer:innen müssten nicht unbedingt Lehrkräfte sein.

Das Ziel: So viel Schulnormalität wie möglich für die ukrainischen Schüler:innen. Momentan einzige Normalität wären die ukrainischen Lehrpläne … alles andere wurde aus der Normalität herausgebombt.

Man könnte geflohene ukrainische Lehrer:innen vernetzen, die sich absprechen, welche Klassenstufen sie in welchem Fach in diesem agilen Konzept übernehmen. Da es um ukrainische Lehrpläne geht und auf Ukrainisch unterrichtet wird, ist es egal, in welchem Land sich die Schüler:innen aufhalten. Auch nach der Rückkehr in ihre Heimat ist das entstandene Material gut einsetzbar.

Ich bin ja eher zufällig über diese Idee gestolpert, sprechende Physikmagazine zu zeichnen. Aber sie lässt sich eben sehr einfach und schnell umsetzen. Ein Smartphone und Papier genügen. Das Ziel  sollte sein, umgehend massenhaft ukrainisches Unterrichtsmaterial verfügbar zu machen, das auch ohne Schulgebäude, Klassen und Lehrer:innen überall einsetzbar ist. Wir reden von einer Übergangszeit, nicht von einem dauerhaften Aufenthalt. Niemand ist mit Schulbüchern und Lehrplänen geflohen. Aber die Köpfe der geflohenen Pädagog:innen haben den Schatz der Bildung mit über die Grenzen getragen. Auch aus der Ukraine selbst könnte Unterstützung kommen.

Ein fiktiver technische Ablaufplan … als Diskussionsgrundlage

1. Vernetzen und Absprachen treffen

2. Arbeitsblatt um Arbeitsblatt entwerfen … es geht nicht um Perfektion, es geht um schnelle Umsetzbarkeit.

3. „Besprechen“ des Blattes als mp3 … Geht auch mit Smartphone und einer einfachen Aufnahme-App

4. Z.B. auf Soundcloud hochladen oder auf die Cloud eines QR-Code-Generators

5. QR-Code des Audio-Files erstellen – Ausdrucken – Auf das Arbeitsblatt kleben … Oder digital einbauen.

6. Abfotografieren oder Scannen und über das Internet verfügbar machen.

Und klar: Das ist nur die technische Seite. Aber sie wäre auf alle Fälle umgehend umsetzbar.

2015 war ich frisch pensioniert und habe syrische Schulkinder in einem Flüchtlingsheim betreut. Die Eingliederung in das deutsche Schulsystem war ein riesiger Bruch, musste aber sein, weil es kein direktes absehbares Zurück gab.

Ich bin überzeugt, dass es für die ukrainischen Schulkinder ein klares und starkes Zurück gibt. Deshalb sollte man jetzt agil und ukrainisch Schule online wachsen lassen – mitten in Deutschland und auch in anderen europäischen Staaten.

Unbürokratisch, kreativ, sofort.

Vernetzt, zukunftsorientiert, europäisch.

Stark, aufrecht, selbstbewusst.

Und unterstütze gerne.

otto.kraz@aufeigenefaust.com