Kapitel 4 - Behördliche Innenraumbefreiung

4. Behördliche Innenraumbefreiung

An den allermeisten Schulen gibt es Lehrpersonen, die sich gerne mit ihrem Kollegium Richtung Bildungsorientierter Bildung aufmachen würden … aber zwei Dinge bremsen den Prozess. Da ist zuerst einmal die Bildungsbehörde, die üblicherweise vorsichtig und lieber nach altbekannten und bewährten Regeln agiert. Leider sind bewährte Regeln aus dem letzten Jahrhundert keine sinnvollen Regeln für das 21. Jahrhundert. Aber dieser Bremsklotz könnte sich in den nächsten Jahren vielleicht vollautomatisch lösen, weil der Lehrermangel so eklatant und die Not der Kultusministerien übergroß wird, dass altbekannte und bewährte Regeln sowieso nicht mehr funktionieren und es genau zwei Möglichkeiten gibt: Entweder eine unbefriedigende Mangelverwaltung über Jahrzehnte oder Bildung und Schule neu denken. Und klar denke ich da entwicklungsorientiert. An die Entwicklung angepasst. Nicht mit Regeln zu planen, wenn Regelunterricht aus Lehrermangelgründen nicht mehr gut zu planen ist. 

Es bewegt sich aktuell schon einiges: „Lehrerverband kritisch - Sachsen-Anhalt startet Vier-Tage-Modell an Schulen.“ Vier Tage Schule, ein Tag frei … hmmm … Freiarbeit … hmmm Homeschooling … hmmm „… hat man ja in Coronazeiten gelernt“ … hmmm „Hat man?“

Ja klar, viele Leichtlernschüler:innen können gut mit Selbstständigkeit umgehen und für sich nutzen. Aber die Nichtsoleichtlernschüler:innen wurden in Coronazeiten eben abgehängt. Und deshalb sieht es auch der Lehrerverband kritisch. Und trotzdem: Das Modell bietet Schulen Freiräume, die es vorher nicht gab. Wenn das Kultusministerium jetzt auch noch Innenraumbefreiung von Schulen zulässt … also das komplette Umdenken und völlig neues Aufstellen von Bildungsprozessen, dann könnte das ein Einstieg sein. Allerdings auch das erst einmal an Schulen, die über eine Direktion verfügen, die diese Herausforderung mutig und entwicklungsorientiert annehmen kann. Denn die Direktionen sind der zweite Bremsklotz im Bildungssystem. Oder aber sie sind die Bildungsbeschleuniger:innen, wenn sie loslassen können und gerne Neuland betreten. Und ihr Kollegium damit infizieren können. Und im Modell der Schülerschule 3.0 auch ihre Schüler:innen infizieren können.

„Chattie, was meinst du dazu? Kann man Schüler in den Lehrprozess an Schulen als Assistenzlehrer mit einbinden?“

Ja, das Konzept des "Peer Teaching" oder "Peer Instruction" beinhaltet, dass Schüler in den Lehrprozess als Assistanten einbezogen werden. In diesem Ansatz helfen ältere Schüler jüngeren Schülern bei der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten. Dies kann sowohl förderlich für die Lernentwicklung des assistierenden Schülers als auch für den Lernfortschritt des unterstützten Schülers sein. Es ist jedoch wichtig, dass solche Aktivitäten unter Aufsicht eines Lehrers stattfinden und sorgfältig geplant werden, um sicherzustellen, dass sie zielführend und förderlich sind.“

„Danke dir.“

Also, auch ChatGPT sieht es als gut möglich an. :-) :-)

(Falls Sie als Leser:in Probleme damit haben, dass ich Chattie hier immer mal wieder „einpflege“, muss ich vielleicht noch was dazu sagen. Meine kleine Erfahrung bisher mit der KI-Software ist sehr gemischt. Ich entwickle ja hier sowas wie Visionen. Und das kann ein KI Programm ja eigentlich nicht, weil es sich nur auf Vorhandenes im Netz beziehen kann. Aber als Tippgeberin kann sie bisher doch recht gut mit mir zusammenarbeiten. Aber es ist und bleibt bisher eher eine Spielerei. )

 

Man stelle sich doch einmal - nur so als Vision im Kopf - eine Schule vor, in die man morgens als junger Mensch geht … und auf die Frage des Vaters, was heute auf dem Programm steht, sagt man: „Heute unterrichte ich zusammen mit Alat und Ivo in der 5. Klasse eine kleine Gruppe in Mathe … danach entwickle ich mit Paul und Nina unser Bioprojekt weiter, dann bin ich bei Lilli und Eva aus der 10ten in der Englisch-Konversationsgruppe und dann bin ich zusammen mit Alat und Ivo bei Frau Meister in der Feedbackrunde. Dann Mittagessen und danach Stufenvollversammlung. Zuletzt bin ich bei Herrn Koller in Chemie. Ungefähr so, Papa.“ Ja, ich kann es einfach nur immer wieder sagen: Schüler:innen können auch Lehrpersonen sein. Manche werden mir sagen: „Na ja, du warst ja auch Lehrer am Gymnasium. Da kann das ja vielleicht gehen. Aber mit unseren Schülern - keine Chance.“ … Ja klar, sicher ist solch eine Vision schneller an einem Gymnasium umzusetzen als an einer Werkrealschule … aber von der Schülerschule 1.0, über deren Konzepte ich ja einst „fortgebildet“ habe, konnte ich viele positive Signale aus den verschiedensten Schulen einfangen. Unsere Tonstudioidee gibt es an einigen Gymnasien, aber auch an Realschulen. Wenn freie Projekte in Schülerhand funktionieren, dann geht das auch mit Fachunterricht … allerdings bedarf es einer sehr langen Vorbereitung der ganzen Schule, bis man dahin kommt und es als das neue Normal leben kann. Dazu später mehr.

Eine Chance kann es natürlich nur dann geben, wenn die übergeordneten Bildungsbehörden den „Innenraum“ der Schule freigegeben haben. Den Innenraum frei der Schule überlassen, dafür liefert die Schule weiterhin die bisherigrn normalen Abschlüsse. So wie in der Laborschule in Weit im Winkl. Nur eben offiziell. Das wäre ein starker Ansatz.