Kapitel 26 - Die gnadenlosen Vorzüge der Jugend

26 Die gnadenlosen Vorzüge der Jugend

Als unsere Töchter in die Pubertät verschwanden und ich so viel zu erzählen hatte, sie aber nicht mehr zuhörten, habe ich ein „wachsendes Buch“ für sie geschrieben. Der Autopädakt. https://www.aufeigenefaust.com/otto-kraz/otto-kraz-rueckblick/der-autopaedakt/ Sorry, er ist einfach mit dem Tuschestift direkt geschrieben … und damit voll von kleinen Leichtsinnsfehlern. Ursprünglich war er ja nur für meine beiden Töchter, die sich heimlich dieses wachsende Buch immer mal wieder aus dem Regal zogen, um meine Weisheiten dann doch anzuschauen. Später wollten einige Oberstufenschüler:innen dringend mitlesen, nachdem ich davon erzählt hatte. So wurde es schulintern „schwarz“ kopiert und verbreitet. :-) Und so entstand eine verrückte Projekt daraus: Grundbildung - ein ganz neues Fach - das ich zusammen mit zwei Oberstufen-Schüler:innen gemeinsam entwickelt und durchgeführt habe. Mit ihnen zusammen habe ich auch an meine ersten verbalen Beurteilungen von Schüler:innen herumgetüftelt - damals gab es sowas noch nicht für‘s Gymnasium. (Wen das Projekt näher interessiert : Das überarbeitete pädagogische Schweizermesser unter „Grundbildung“ - S. 194.)

Ich habe ein Schuljahr lang ein komplett neues Fach mit 3 Wochenstunden zusammen mit zwei Oberstufenschülerinnen unterrichtet, deren Freistunden so gelegt wurden, dass sie immer Zeit hatten, mit mir „Grundbildung“ zu „unterrichten“. 

Hier wollte ich aber nur das obere Bild zitieren, das aus dem damaligen Autopädakten herausgenommen ist. Ich hatte es für meine Töchter gezeichnet, um ihnen klarzumachen, welche riesigen Vorzüge sie genossen, die ich als Vater, Berufstätiger und Erwachsener nicht mehr hatte. Umgekehrt muss man sich das Bild einmal als Erwachsener betrachten, um zu merken, wie ernst man die Jugend nehmen sollte. Dringend. Man schwärmt ja später rückwirkend immer heftig übe diese Wahnsinnszeit der eigenen Pubertät. Aber eben nur über die eigene Pubertät. Nicht über die Pubertät der eigenen Kinder bzw der eigenen Schüler:innen. Man sollte es tun. Es bringt ganz schnell Augenhöhe. 
Und Augenhöhe ist eins der wichtigsten Voraussetzungen, wenn man Schüler:innenschule 3.0 erleben will. Ich hatte übrigens damals, als mir meine Töchter nicht mehr zuhören wollten, eine eigene „Pubertätsberaterin“ aus der Oberstufe, die gerade diesen heftigen Lebensabschnitt hinter sich hatte und mich immer wunderbar beruhigen konnte. 😎

Schüler:innen sind häufig schon echte Profis in ihrem Fach. Schüler:innenschule 3.0 setzt genau darauf.