Tagebuch eines LUUISIANERS


Selfmadeschool als Wochenkurs

Der Erfolg der Methodik von LUUISE basiert auf der Hattie-Studie. Hattie für Lernende ist mein Spezialgebiet, wie wohl jede/r Leser/in inzwischen bemerkt hat. :-)

Ich weiß: Für die meisten Zeitgenossen sind solche Gedanken nur schöne Träumereien. Dass Schüler&innen für ihre eigenen Lernprozesse verantwortlich zeichnen. Kindheit, Pubertät ... zu jung für Verantwortung für sich selbst. Was für eine verrückte Ansicht, die wir heute vertreten.

 

Also mal ganz objektiv. Wenn Sechszehnjährige vor 1000 Jahren eine Familie mit drei Kindern locker organisieren konnten, warum trauen wir dann heute unseren Sechzehnjährigen nicht zu, für ihre eigenen Lernprozesse verantwortlich zu sein. Wir verlangen viel zu wenig, wir fordern Schüler&innen viel zu wenig. Sie können viel mehr. Nur wissen sie es leider selbst nicht. Weil es ihnen keiner sagt. Und zeigt. Die "alte Schule" hatte noch den Rohrstock und Respekt und die Angst, um den Lernprozess zu kontrollieren. Der angstvolle Kopf kontrolliert das rebellierende Gefühl. Das hat funktioniert. Nur kann man heute keine angepassten und gut funktionierenden Arbeitnehmer&innen mehr brauchen. Man benötigt die kreativen, selbstbewussten, teamfähigen, offenen Menschen in dieser komplexen Welt. Nur: Diese blauäugige Ansicht, dass man den modernen Unterricht mit den alten Methoden verknüpft mit motivierenden Lehrer&innen zukunftsfähig machen könnte, hat sich leider nicht bestätigt. Es fehlt noch ein ganz wesentlicher Aspekt:

Man muss den Jugendlichen mehr zutrauen und ihnen gleichzeitig viel, viel mehr abverlangen. Vor 1000 Jahren eine Familie zu organisieren hat auch geklappt, weil es dringend notwendig war. Unter den heutigen Rahmenbedingungen ist es genauso notwendig, dass junge Menschen ihr Leben und damit ihr Lernen viel mehr in die eigene Hand nehmen. Dass es Lehrpersonen schaffen, mit einer ausgeklügelten Pädagogik dem Lernprozess die notwendige Büffelei anzunehmen, das war lange Zeit ein frommer Wunsch und einfach viel zu blauäugig.

Selbstorganisiert bewusst, wenn auch mühevoll auf einen Berg zu steigen, um sich dann oben großartig zu fühlen, das ist sehr stimmig. Einen Berg ohne Lust hinter einem Bergführer auf einen Berg zu steigen, ohne den Weg mitbestimmen zu können, das ist kein gutes Konzept.

Deshalb: Selfemadeschool. Otto Kraz

Download
One-Week-Selfmadeschool
Warum diese These nicht einmal für eine Woche ausprobieren?
Wochenworkshop Selfmadeschool.pdf
Adobe Acrobat Dokument 1.2 MB

Die Idee: Man nehme eine Klasse, die sich auf ein kleines Lernabenteuer einlassen will.

Man benötigt eine/n Direktor/in, der/die es zulässt, dass eine Klasse eine Woche ein Experiment durchführen darf. Und einen Klassenlehrer/in, der/die es schafft, die Kolleg/innen der Klasse davon zu überzeugen, dass es den Schüler/innen gut tut, sich einmal eine ganze Woche mit dem Lernen an sich zu beschäftigen. Man benötigt einen Klassencoach für diese Woche, der sich in Sachen Hattie-Studie und agiles Arbeiten genügend auskennt, der Schüler&innen gleichwürdig nehmen kann, um sie in diese neue Position des Organisierens ihrer eigenen Lernprozesse bringen kann. Er/sie sollte keine Lehrperson in der Klasse sein und sollte entweder von außerhalb der Schule kommen oder von den Schüler/innen eine sehr hohe Akzeptanz besitzen. Von außerhalb ist immer einfacher. Damit solch eine Selfmadeschool-Woche auch sehr konkret werden kann, sollte der Klassencoach ein Fach beherrschen oder einen zweiten Fachcoach hinzuziehen können. (Siehe Planung der Woche - es muss natürlich nicht Mathe oder Phsik sein. :-))

So, und der Rest ist Sache der zukünftigen Juristen und Ärztinnen, Bildungsforscher und Lehrerinnen, LKW-Fahrer und Verkäuferinnen, Ingenieure und Journalistinnen .....

Agile Bildung auf Schüler&innen-Ebene sage ich dazu. Sehr zukunftskompatibel behaupte ich.

Ihr Otto Kraz