Kapitel 12 - Eltern, Handwerker & Co

Ja klar, ich weiß, normalerweise heißt es natürlich katapultieren. Katapulten ist für mich gerade ein Kunstbegriff als Arbeitstitel, mit dem sich gut weiterentwickeln lässt … ein Wortgefäß, das frei zu füllen ist, weil neu erfunden.

Aber wer weiß. Vielleicht findet man ihn ja in ein paar Jahren im Duden. 😎

„Katapulten“ ist ein verschmitzter pädagogischer Neubegriff für „Eine effektive schulische Leistungssteigerung durch reine Blickwinkeländerung erreichen“. Duden 2026


12 Eltern, Handwerker&Co

Schon mal hinterfragt, woher dieses komische Verhältnis von Eltern zur Schule herrührt? Ich würde es so beschreiben: Ein jeder Erwachsene saß jahrelang in ihr und hat jahrelang vorne Lehrer:innen erlebt, die die eigene Person durch Bewertung in ausgewählten Fächern benotet haben. Nicht die Entwicklung rückgemeldet, sondern immer den aktuellen Stand im Vergleich zu den Klassengenoss:innen. Also waren immer welche besser und man selbst meistens gefühlt eher mittelmäßig. Witzigerweise beschreiben das sogar richtig „gute“ Schüler:innen nach der Schule so. Ich spreche von der „normalen“ Schule, wie sie jeder kennt. Wenn man diese immens gefühlsdichte Phase seines Lebens hinter sich gelassen hat, verklärt man sie oft. Weil dieses Benotet werden in den Hintergrund rückt und die ganzen großartigen sozialen Beziehungsentwicklungen während der Schulzeit in den Vordergrund rücken. Also komm der Deckel drauf und diese kleine Ohnmacht, die jede:r Schüler:in kennt, wird vergessen …. Bis … ja bis die eigenen Kinder in die Schule kommen und zu Hause von Schule erzählen. Wehe wenn die Geschichten alte Verletzungen antriggern, dann kommt die kleine Ohnmacht in voller Wucht aus der Kiste zurück. Meistens sind es Missverständnisse, die am Mittagstisch landen … aber es gibt ja keinen direkten Austausch. Nur: Das komische Verhältnis von Eltern zu Lehrer:innen muss man meiner Meinung nach in der eigenen schulischen Vergangenheit der Eltern suchen. 

Entwicklungsorientierte Schule sollte es schaffen, diese kleine Ohnmacht bei den Eltern zu verarbeiten, indem sie in den Umgestaltungsprozess möglichst eng mit einbezogen werden. Denn Eltern sind der „Markt“ von einer Schule, den einem niemand wegnehmen kann. Ein Markt mit ungeheurem Wert. Einer, der sich mit den Eltern immer wieder ändert. Ein Markt, der hochmotiviert ist, wenn man ihn richtig nutzt. Immerhin geht es um die eigenen Kinder dieses Marktes. Fachleute aller Fachrichtungen und Berufe, die man für eine breite schulische Ausbildung einbeziehen kann und sollte. Wenn der starre Klassenverband, der starre Stundenablauf, das starre Fächergefüge etc nicht mehr existiert, dann passen Eltern als Fachleute sehr gut an Schule. Umgekehrt kann auch ein Schuh draus werden. Oft sind es ja auch Handwerksbetriebe, die händeringend nach Lehrlingen suchen. Warum also nicht auch umgekehrt denken. Handwerksbetriebe an Schulen angliedern. Schule erweitern. Zukünftige Lehrlinge schon während der Schulzeit ernsthaft einbinden. In Weit im Winkl ist das übliche Praxis. :-)

Zum oberen Bild des Katapultens - ein Kraz‘scher Neubegriff. 😎

Die kleine Ohnmacht ist das erste Bild der Viererreihe, das von Schule im Kopf der allermeisten Schüler:innen zurückbleibt. Der Mensch durch die Lupe der Schulfächer gesehen. Und nicht durch die Lupe für den kompletten Menschen. Man kann es dann später meist verdrängen und verklären. Aber die meisten Menschen haben Schule nie wirklich verarbeitet.