Kapitel 25 - Eigenständiges Lernen als Gesamtkonzept

25 Eigenständiges Lernen als Gesamtkonzept

 

Ich frage mich als vor sich hin träumender alter pensionierter Schulmeister ohne das tägliche Gefühl aus dem eigenen Klassenzimmer, wie ich wohl an meiner fiktiven Laborschule mit der Einführung von entwicklungsorientiertem Paradigmenwechsel beginnen würde. Mein Vorschlag wäre wahrscheinlich folgender: Man beginne die Vorbereitungskurse auf das eigenständige Lernen mit den 4. Jahrgangsstufe in allen Grundschulen, die auf die weiterführenden Schule vorbereiten. Konkret: Sobald sich die Viertklässler:innen - meist im März - auf der weiterführenden Schule angemeldet haben, beginnt die Vorbereitungsrunde … einmal in der Woche am Nachmittag an der weiterführenden Schule. April bis Juni … Das Ziel: Wenn die neuen Fünftklässler:innen im September antreten, muss ihnen klar sein, dass diese neue Schule wirklich eine komplett neue Schule ist. Und dass es aber als „Notlösung“ für alle, die mit dem eigenständigen Lernen nicht zurechtkommen, auch eine Gruppe gibt, die oldschoolmäßig geführt wird. Die zentralen Inhalte der Vorbereitungsrunde: „Wie lerne ich eigenständiges Lernen und warum soll ich das überhaupt lernen?“ und „Lernen in der Gruppe.“

Es gibt erstaunlicherweise schon recht viele Grundschulen, die in den ersten Klassen auf eigenständiges Arbeiten setzen, dann aber - weil der Übergang zur weiterführenden Schule ansteht - auf oldschool setzt. Und in den weiterführenden Schulen steht eigenständiges Lernen dann meist nicht mehr auf der Tagesordnung. Um es im Sinne des unteren Bildes auszudrücken: Es geht um‘s Weiterschwimmen, wenn man die weiterführende Schule entwicklungsorientiert aufstellen will. 

Ich meine, je nachdem, wie die Grundschulen schon gearbeitet haben, wird die Old-School-Schiene größer oder kleiner ausfallen. Gemeinsame Aufgabenstellung (Für Lehrende und Lernende) wird in den folgenden Jahren sein, allen zu zeigen, wie erfolgreich und effektiv entwicklungsorientiertes Lernen ist - bei gleichzeitigem Wohlfühleffekt. Ja klar, ich denke mir, an dieser Stelle meinen viele, ich sei eben nur ein Träumer, weil die Realität meilenweit davon entfernt ist. Ich glaube dagegen, dass die Realität der nächsten Jahre einen riesigen Bedarf an Neuerung bringen wird, weil sich zeigen wird, dass man mit der Entwicklung der Welt und dem wachsenden Lehrermangel an Schulen immer weniger zurecht kommt. 
Ganz ehrlich, ich glaube an den großen Ansteckungsfaktor durch Vernetzung. Unteres Bild.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Schulen und Behörden, je mehr sie in Not geraten, vernünftig reagieren und irgendwann alle auf Schule der Zukunft setzen werden. In der Schule der Zukunft arbeiten Lehrende und Lernende zusammen.