Lehrer:innenmangel? SchüLehr:innen mit ins Boot.

Ein offener Brief an die vielen Schuldirektor:innen, die sich im Moment die Haare raufen, weil sie überhaupt nicht mehr wissen, wie sie im nach den Sommerferien ihre Schüler:innen mit Unterricht versorgen sollen. Weil die Schüler:innen garantiert wieder da sind, genügend Lehrer:innen aber nicht.

 

Liebe Schuldirektorinnen und Schuldirektoren

Ich beneide Sie nicht um Ihren aktuellen Job. Die meisten Ihrer Mitstreiter:innen gehen jetzt erst einmal in die verdienten Ferien, nur Sie und ihr Stundenplanerteam versucht gerade verzweifelt, aus einer Lehrperson zwei zu machen, damit Sie den Stundenplan 2023/24 füllen können. Ich würde Ihnen gerne einen Sommerferien-Floh ins Ohr setzen. Werden Sie Pionier:in und starten Sie 2023/24 mit einer kleinen, aber feinen Idee.

Eine Zukunftswerkstatt im Direktionskopf für die Sommerferien.

SchüLehr:innen mit ins Boot.

 

Ein Beispiel: Eine Gemeinschaftsschule und der Mathe-Unterricht. Es fehlen 12 Deputatsstunden Mathematik. Sie legen diese 12 Stunden in 3 fünfte und drei sechste Klassen … jede Klasse mit zwei Stunden von vier zu haltenden. Die anderen beiden Stunden besetzen Sie wie üblich mit einer Mathelehrperson.

Mit Ihrem Regierungspräsidium, das Ihnen keine 12 Deputatsstunden Mathematik „liefern“ kann, weil der Markt leergefegt ist, verhandeln Sie hart. Zumindest der „Gegenwert“ der 12 Deputatsstunden muss komplett an die Schule als Entwicklungskapital gehen. Immerhin helfen Sie auch der Bildungsbehörde aus einer peinlichen Patsche. Es ist StartUp-Entwicklungskapital, das Sie dringend benötigen. Gehen Sie also nicht unter diesen Gegenwert, eher darüber.

Und dann gehen Sie gedanklich Ihre 9. Klassen durch, in denen Sie nach SchüLehr:innen Ausschau halten sollten. Klasse 9 ist perfekt für den Job. Stellen Sie ein kleines Team zusammen, das begabte Jugendliche erspähen soll.

 

Mathe-SchüLehr:innen aus Klasse 9 für Klasse 5 und 6 … das funktioniert wunderbar, wenn man allen Beteiligten genügend Zeit und Entwicklung lässt, den Blickwinkel auf den schulischen Lernprozess in Mathematik komplett zu verändern.

 

Die wissenschaftliche Grundlagen zu solch einem Konzept gibt es schon längst, aber sie sind in dem immer heftiger einsparenden Bildungsbereich offensichtlich sehr schwer in die Praxis zu bekommen.

Sommerferien passen deshalb gut, um einmal die Ausführungen von Klaus Zierer zur aktuellen Hattie-Studie mit der eigenen Wirklichkeit an der Schule aus der gedanklichen Ferne heraus zu vergleichen.

 

Im oberen Bild aus dem pdf von Klaus Zierer habe ich einmal die effektivsten 24 von über 300 Faktoren für ein SchüLehr:innenkonzept auf 11 verkürzt, die man als Workshopgrundlage für die ersten Schulwochen benutzen könnte. Denn viele dieser hocheffizienten Faktoren für Lernprozesse können von Jugendlichen oft viel besser umgesetzt werden als von uns Lehrpersonen. Das ist meine Erfahrung in früheren Zeiten und die Grundlage meiner Zukunftswerkstatt für Sie. Allerdings ohne eine sehr vertiefte und professionelle Begleitung aller Beteiligten zu Beginn kann solch ein Paradigmenwechsel leicht scheitern. Speziell Lehrpersonen haben es schwer dabei, auch wenn sie engagiert und zukunftsorientiert sind. Denn eine neue Rolle einzunehmen bedeutet erst einmal große Anstrengung, bevor es große Befriedigung bringt.

 

In den nächsten Wochen werde ich dazu unregelmäßig etwas bloggen.

 

 

Wird fortgesetzt.